Handschrift macht Lernen leichter
Mit der Hand Schreiben macht Lernen leichter. Das beweist einmal mehr eine Studie von Norwegischen Wissenschaftlerinnen, deren Ergebnis Anfang 2024 in Frontiers in Psychology veröffentlicht wurde. Sie haben nachgewiesen, dass Gehirnverbindungen beim Schreiben mit der Hand deutlich komplexer sind als beim Tippen auf einer Tastatur. “Eine solch umfassende Gehirnkonnektivität ist für die Gedächtnisbildung und das Verarbeiten neuer Informationen von entscheidender Bedeutung und unterstützt das Lernen”, sagt Dr. Audrey van der Meer, Professorin für Neuropsychologie an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens, NTNU, und Mitautorin der Studie.
In der Studie schrieben 36 Studenten mehrfach Wörter auf, entweder mit einem digitalen Stift per Hand oder mit jeweils einem Finger per Tastatur. Dabei trugen sie Hauben mit Sensoren, die für fünf Sekunden die elektrische Aktivität des Gehirns mittels high-density Elektroenzephalographs (EEG) maßen.
Prof. van der Meer und Kollegen fordern auf, dass Kinder in der Schule Handschrift lernen und mit der Hand schreiben, um in ihrem Gehirn die neuronale Aktivität und Verbindung zu gewährleisten, die optimale Bedingungen für Lernen bewirkt. Handschrift sei neben der kontinuierlichen Integration technischen Fortschritts essentiell. Lehrern und Schülern sollte klar sein, wann welche Methode bestmögliches Lernen fördert: Wann es effektiv ist z. B. mit der Hand mitzuschreiben oder wann es sinnvoll ist z. B. ein Essay zu tppen.
Auch ältere Studien weisen in diese Richtung. So z. B. eine Studie der US amerikanischen Wissenschaftler Pam Mueller von der Princeton Universität und Daniel Oppenheimer von der UCLA von 2023. Auch sie zeigen, dass es sich lohnt, komplexe Zusammenhänge von Hand zu notieren. Studienteilnehmer, welche vorgelegte Texte von Hand abschrieben, waren zwar langsamer, schnitten im Vergleich zu den Teilnehmern, welche die Texte abtippten, bei den nachfolgenden Verständnisfragen zum Inhalt der Texte, allerdings signifikant besser ab.
Gleiches belegt eine Studie der US Psychologin Dr. Karin H. James von der Indiana University Department for Psychological and Brain Sciences von 2012. Sie ließ Kinder, die noch nicht schreiben und lesen gelernt hatten, Buchstaben auf eine von drei Arten reproduzieren: das Bild auf Papier anhand einer gepunkteten Linie nachzeichnen, es auf einem weissen Blatt freihändig zeichnen oder auf einem Computer tippen. Die Kinder, welche die Vorlagen frei nachzeichneten, zeigten messbare Hirnaktivitäten in drei Bereichen, die auch bei Erwachsenen aktiv sind, wenn sie lesen und schreiben: in der linken Spindelwindung, der unteren Stirnwindung und dem posterioren parietalen Cortex. Bei Kindern, die nur Punkte verbanden oder die Buchstaben tippten, war kein vergleichbarer Effekt erkennbar.
Fazit: Anders als beim Tippen auf einer Tastatur oder einem Bildschirm, erfordert das Schreiben mit einem Stift äusserst differenzierte Handbewegungen. Das Gehirn leistet ein Vielfaches mehr an Steuerung. Eine sogenannte motorische Gedächtnisspur wird angelegt, die abgerufen werden kann, um Buchstaben zu erkennen. Ein neuronales Feuerwerk wird gezündet und Verknüpfungen werden geschaffen, die für das Denken grundlegend sind. Durch das mit der Hand Schreiben wird das Lernen leichter.